Überall liegt Kleidung, sämtliche Schubladen sind geöffnet, die Schmuckschatullen leer. Die Täter sind durch ein kleines Fenster eingestiegen. Ein Fall für Stefan Reyers und Oliver Schlenther von der Polizei in Schleswig-Holstein. Während sein Kollege die Opfer befragt und beruhigt, sichert Schlenther die Spuren. Und tatsächlich: Auf der Fensterbank, fürs ungeübte Auge nicht erkennbar, der Umriss einer Schuhsohle. Ein erster Hinweis auf den Täter.
Stefan Reyers und Oliver Schlenther sind Einbrecherjäger. Sie gehören zur neu gegründeten Sondereinheit „EG-WED“, kurz für „Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“. 15 Beamte an zwei Standorten im Kreis Stormarn machen seit Ende 2014 Vollzeit Jagd auf Einbrecher. Nicht ohne Grund: Alle drei Minuten wird irgendwo in Deutschland eingebrochen. Kaum ein anderes Delikt schockiert die Menschen so. Denn bei einem Einbruch geht es um mehr, als nur den materiellen Verlust. Die Täter greifen in die Privatsphäre ein, betreten den intimsten Bereich – die eigene Wohnung. Für viele Menschen ist ein Einbruch traumatisch. Das wissen auch Reyers und Schlenther. Die beiden Beamten gehören zur Tatortgruppe der Ermittler – sie sind die Spurenspezialisten. Und sie wissen: Akribische Spurensuche ist oft der einzige Weg zum Täter. Denn: Meist gibt es keine Zeugen und die Täter sind hochprofessionell. Der Kreis Stormarn im Hamburger Speckgürtel ist ein beliebtes Pflaster für Einbrecher. Zum einen sind viele Menschen hier Besserverdiener. Der Landkreis zählt zu den reichsten in Deutschland. Zum anderen hat der Kreis eine gute Infrastruktur – die nützt auch den Einbrechern. Die gute Autobahn und Zuganbindung macht es ihnen leicht, schnell mit ihrer Beute zu verschwinden. Der Druck auf die Polizei ist groß. Die Einbruchszahlen sind hier im letzten Jahr um 30% gestiegen. In manchen Straßenzügen ist in jedes Haus schon eingebrochen worden, viele Menschen sind schon mehrfach betroffen gewesen. Die Aufklärungsquote liegt bei unter 10%. Die Ermittlungsgruppe WED soll das ändern. Die Beamten versuchen Raster auszumachen und Täterwege nachzuvollziehen. Das wichtigste Mittel ist und bleibt aber die Spurensicherung. Jedes kleinste Detail kann wichtig sein. Mit Rußpulver, Schwarzfolie und DNA-Kits machen die Ermittler sich am Tatort auf die Jagd nach den Tätern. Wird die Ermittlungsgruppe Erfolg haben und die Einbruchszahlen senken und die Aufklärungsquote erhöhen können?
Die NDR reportage begleitet die beiden Tatortspezialisten in der dunklen Jahreszeit bei ihrer Jagd nach den Einbrechern. Wir sind hautnah bei der Arbeit am Tatort dabei. Wir sprechen mit Betroffenen und lernen, warum es so schwer ist, Täter zu fassen und was die Menschen tun können, um sich zu schützen.