„Der Harry, das ist ein echter Typ!“ wenn auf einen dieser vielbenutzte Ausspruch zutrifft, dann auf Harry Wallis, 61 Jahre alt aus Krempel, irgendwo zwischen Bremerhaven und Cuxhaven, seines Zeichens Müllsammler. Jeden Tag zieht Harry los, mit Warnweste, Kopftuch und Plastiktüte. Meist zu Fuß mit Rucksack, manchmal auch mit Anhänger. Seine von Bürgermeister und Einwohnern gern gesehene Tätigkeit: Harry Wallis befreit Dorfstraßen, Fahrbahnböschungen, Feldwege, Autobahnabfahrten und Seitenstreifen von Unrat.
20 Kilometer geht Harry jeden Tag. Pause macht er nur am Sonntag. Er hat feste Routen in seinem Landkreis, die er regelmäßig abläuft. Und feste Plätze, wo er seinen Müll abladen kann. Inzwischen bekommt Harry auch regelmäßig Tipps aus der Bevölkerung. So entdeckt er immer wieder illegale Mülldeponien. Harry kann sich nur wundern, was die Leute alles wegschmeißen. Harry macht sich Gedanken, über sein Leben aber auch über die Umwelt. Er will nicht, dass alles vor die Hunde geht, sondern seinen kleinen Beitrag leisten. So bekommt er auch endlich Anerkennung in der Gesellschaft. Denn Harry hat eine bewegte Vergangenheit mit Höhen und viele Tiefen.
Ursprünglich kommt er aus Berlin und hat dort im Zoo Tierpfleger gelernt. Nach einigen Jahren in Argentinien kam er nach Niedersachsen. Dort ist er auf die schiefe Bahn geraten, hat sogar im Gefängnis gesessen. Inzwischen ist er angekommen in dem kleinen Ort Krempel und hat hier seinen Platz gefunden. Es ist ihm sehr wichtig, dass er etwas zurückgeben kann, denn Harry ist schon lange arbeitslos und bekommt Hartz IV. Er will kein Schmarotzer sein und faul rumsitzen, obwohl er einige körperliche Gebrechen hat.
Harry freut sich gerade besonders, denn er bekommt eine Ehrung der Landesjägerschaft: Das goldene Rebhuhn. Das ist die höchste Auszeichnung, die ein Nichtjäger bekommen kann. So eine Anerkennung beflügelt Harrys Schritte, wenn er bei Wind und Wetter loszieht um aufzuräumen, in seinem Landkreis.
Ein Film von Jennifer Gunia
Produktion: video:arthouse Film und Fernsehen Gbr
Kamera: Jens-Enno Born, Reinhard Bettauer
Ton: Sebastian Beck
Schnitt: Kay-Stephan Rettig
Sender: NDR
Länge: 30 min.
Erstsendung: 27.08.2015, 18:15 Uhr